Montag, 25. März 2013

Restaurant Rolfs Kök – zu hoch gelobt?


Auch das Restaurant Rolfs Kök befindet sich im bereits in der Vergangenheit angesprochenen Stockholm. Auf die Preisgestaltung, die bereits in der Vorgeschichte ausreichend Erwähnung fand, werde ich im Übrigen hier nicht mehr eingehen.
Das Restaurant Rolfs Kök gehört im Übrigen zu den mitunter höchst dekorierten in Stockholm, seine Köche gewannen in der Vergangenheit einige Kochwettbewerbe und das Restaurant selbst hat seinen festen Platz im Michelin Guide.
Mein erstes Kennenlernen mir Rolfs Kök war jedoch eher verhagelt. Nicht durch die Küche, vielmehr durch den Service. Zugegebenermaßen kamen wir spontan und ohne eine Reservierung zu der Mittagszeit. Obwohl im Lokal nicht gerade wenige Gäste sich aufhielten, waren dennoch mehrere Tische frei. So wie wir das aus Berlin und vielen anderen Städten kannten, waren wir gerade dabei einen der vielen freien Tische auch einzunehmen, als wir eher unsanft von einem der Mitarbeiter daran gehindert wurden.
Eher herablassend wurde man angewiesen zu warten, ob noch ein Tisch frei werden würde. Von diesem Mitarbeiter wurden wir dann auch mit völliger Missachtung bestraft bis nach etwa 10 Minuten verlorenem Stehen mitten im Lokal ein anderer, wesentlich besser gelaunter Kellner einen der freien Tische deckte und uns an den Tisch wies. Das Decken beschränkte sich zwar auf zwei zusammengefaltete Tücher und jeweils ein Messer-Gabel-Set, ohne diese darf man aber offensichtlich im Rolfs Kök nicht an den Tisch ran. Langsam kam bei uns das Gefühl des Nichtwillkommens auf, wir wollten dem Rolfs Kök jedoch eine Chance geben.
Die Mittagstischkarte, die wir überreicht bekamen, war höchst übersichtlich, es gab Businesslunch für jeden Wochentag und 3-4 zusätzliche Speisen. Im Lunchangebot gab es Suppe und eine Fleisch- oder Fischspeise zur Auswahl.
Nachdem wir uns für jeweils eine Variante entschieden, begann der erfreuliche Teil des Restaurantbesuchs. Zunächst werden nämlich offenbar selbstgemachte runde Brötchen, auf einem Metallstock aufgespießt, gereicht. Dazu gibt es selbstgemachte Butter mit einem Holzmesser. Sofort kam auch die Suppe, eine herrliche Kreation aus Spinat, die cremig, mild und sanft schmeckte und eine bisher nie für möglich gehaltene Geschmacksvielfalt offenbarte.
Als Hauptspeise waren der Lachs mit Kartoffeln und Muscheln ein Gedicht. Die Speisen hatten nicht nur eine perfekte Konsistenz, sondern ergänzten sich auch sagenhaft gut untereinander. Man war immer versucht nicht die einzelnen Teile des Gerichts sondern immer alles gleichzeitig zu essen und ich bemühte mich regelrecht die einzelnen Geschmäcker auszuprobieren um sie auch individuell genießen zu können. Das Kalbsfleisch hatte zwar für meinen Geschmack etwas zu viel Fettrand, jedoch war es ebenfalls perfekt zubereitet und von herrlich sanfter Konsistenz. 
Glücklich und gesättigt haben wir etwas den Blick über die durchaus im schwedischen Design gestaltete Innenraumatmosphäre schweifen lassen. Die an den Wänden befestigten gerade nicht gebrauchten Stühle und die weiter unten hängenden Salz- und Pfefferstreuer nutzen perfekt den vorhandenen engen Raum aus. Gleiches gilt für die einfache wie geniale Idee der fest montierten Tische und kleiner Bretter, die dazwischen geklemmt werden können, um aus Einzeltischen Mehrfachtische machen zu können.
Mein Fazit – Rolfs Kök’s Küche gehört unbedingt in das Restaurantprogramm eines jeden interessierten Stockholmbesuchers. Die Speisen beweisen die hohe Kreativität und das Können der Köche. Empfehlenswert ist jedoch eine Reservierung und einige der Kellner sollte man mit Vorsicht genießen. 
Restaurant Rolfs Kök,  Tegnérgatan 41, 111 61 Stockholm, Schweden
www.rolfskok.se

Freitag, 22. März 2013

Restaurant Bla Dörren – sucht bloß nicht die blaue Tür!


Das Restaurant Bla Dörren ist zwar zentral in Stockholm, jedoch nicht unbedingt an ausgetretenen Touristenpfaden zu finden. Zwar lässt der Name vermuten, die Eingangstür (Bla Dörren heißt „die blaue Tür“) sei blau, dies ist jedoch ein Irrglaube. Wesentlich erfolgsversprechender ist es sich am Namensschild zu orientieren.
Das Restaurant Bla Dorren bietet landestypische schwedische Küche an und das zu verhältnismäßig durchschnittlichen Preisen. Entsprechend, je nach dem ob man rustikales einheimisches Essen mag oder nicht, ist auch die Ausstattung des Restaurants einladend oder einfach nur rustikal.
Gerade am Freitag- oder Samstagabend ist das Restaurant jedenfalls voller (meist einheimischer) Gäste, hier „steppt der Bär“ und das Bier fließt in Strömen.
Als Essen haben wir uns zunächst für einen Lachstartar als Vorspeise entschieden. Das Wort Tartar sollte jedoch nicht im uns bekannten wörtlichen Sinne genommen werden, handelt es sich doch um eher eine Art Lachssalat mit reichlich Mayonnaise. Die Überraschung überwunden mussten wir durchaus zugeben, dass es sich dabei um eine ehrliche aber eher durchschnittliche Speise handelt. Ausgesprochene geschmackliche Nuancen waren keine zu erkennen. Die Speise war eher dem kalten Wetter angemessen und nicht gerade leicht.
Als Hauptspeise gab es einmal Köttbular, die jedoch offensichtlich aus Rind waren und daher geschmacklich wesentlich neutraler als die allseits bekannte Spezialität in der Kantine eines bekannten schwedischen Möbelhauses. Insgesamt bestätigte sich der von der Vorspeise geweckte Eindruck des einfachen häuslichen Essens. Auch die andere Hauptspeise, eine Variation aus Kalbfleisch, Pilzen, Würstchen, alles kleingeschnitten und von der dicken Sauce überdeckt war sättigend, einfach und ehrlich. Mehr aber auch nicht.  
Die Bedienung dagegen ist freundlich, höchst professionell und genau wie das Essen fast schon familiär. Durch die zuvorkommend unaufgeregte Arbeitsweise der Kellner im Bla Dörren fühlt man sich sofort als Teil der großen Gruppe von Stammgästen, als wäre man ein Teil der großen Familie.
Mein Fazit – für jeden, der die echte schwedische Küche ausprobieren will und gerade in der Nähe ist, ist das Restaurant Bla Dörren eine gute Empfehlung. Bei den Speisen handelt es sich nicht um neumodische und moderne Interpretationen, sondern um die ehrliche einfache schwedische Küche, die man in familiärer Atmosphäre genießen darf. 
Restaurant Bla Dörren, Södermalmstorg 6, 116 45 Stockholm, Schweden
www.bla-dorren.se

Dienstag, 19. März 2013

Cafe Kladdkakan – wo der Name zum Glück kein Programm ist


Mit diesem Beitrag eröffne ich mal wieder ein internationales Thema, wir fahren nach Stockholm. Die Reise findet zwar nur kulinarisch statt, jedoch habe ich eine ganze Fülle an Erfahrungen mitgebracht, die alle in Form von Berichten hier Erwähnung finden werden.
Wenn ihr schon in Stockholm wart oder euch gerade dort befindet, ist euch inzwischen eins schmerzlich klar. Günstiges Essen gibt es in Stockholm eigentlich gar nicht. Ihr könnt lediglich etwas verhältnismäßig günstiges finden. Angesichts der hohen Preise ist es meiner Meinung nach umso wichtiger wenn nicht schon günstig, dann doch wenigstens lecker zu speisen.
Cafe Kladdkakan befindet sich im touristisch hoch frequentierten, jedoch spannenden Bezirk Gamla Stan. Die Stora Nygatan ist eine der stark überlaufenen Straßen und das Cafe ist damit „mitten drin“. Im Inneren öffnet sich eine nüchterne, leicht amerikanisch angehauchte Atmosphäre. Wie in so vielen ähnlichen Cafes Stockholms ist auch dieses voll mit jungen Leuten, die an ihrem Buch oder Laptop sitzen und sich einen Kaffee genehmigen.
Die Auswahl an Speisen ist überschaubar und ebenfalls amerikanisch bis italienisch inspiriert. So gibt es drei-vier Sorten von belegten Broten, die im Grill warm gemacht und mit kleiner Salatbeilage serviert werden. Ein kleines Angebot an Kuchen ergänzt die Speisenauswahl, die Kuchen sind frisch jedoch eindeutig nicht hausgemacht.
Der Kaffee im Übrigen kann sich durchaus sehen lassen. Dieser ist handwerklich vernünftig gemacht und würde sich in einem kleinen unabhängigen Cafe irgendwo in Berliner Kreuzberg gut passen. Nur würde er dort gerade mal ein Drittel des hiesigen Preises kosten.
So verderben letztendlich die unpassenden Gedanken an den Preisvergleich mit Deutschland den Genuss von eigentlich durchschnittlichem Speisen- und Kaffeeangebot. Diese sind handwerklich gut, jedoch fern von Perfektion. Möchte man jedoch die vorbeieilenden Touristen und Einheimische beobachten und dazu einen gar nicht mal schlechten Kaffee trinken, wäre hier ein nicht schlechter Platz. Das hohe Besucheraufkommen im Cafe ist eher der guten Lage, denn den durchschnittlichen Speisen geschuldet.
Mein Fazit – ist man gerade in der Nähe und will sich aufwärmen oder einen Kaffee trinken, ist Kladdkakan eine gute Wahl. Ist man daran vorbeigegangen, hat man auch nicht sehr viel verpasst.
Cafe Kladdkakan, Stora Nygatan 32, 111 27 Stockholm, Schweden


Donnerstag, 14. März 2013

Restaurant Chaika – halbherzige Nostalgie auf hohem Niveau


Mit diesem Beitrag schließe ich fürs Erste meine kulinarische Reise nach Sankt-Petersburg ab. Nachdem die ersten Geschichten eher die kleinen und oft unscheinbaren „Geheimtipps“ betrafen, geht es nunmehr zuletzt um ein richtiges Restaurant.
Die Idee hinter dem Restaurant Chaika war es wohl einen weiteren Vertreter der hohen (und damit nicht gerade günstigen) Küche in Sankt-Petersburg zu etablieren, der sich von den restlichen bereits bekannten Lokalitäten unterscheidet. Vorauseilend kann ich jedoch sagen, gelungen ist dies nur zum Teil.
Von außen ist das Restaurant im Übrigen kaum zu finden und hat damit einiges mit anderen hohen Vertretern in der Stadt gemeinsam. Man muss einfach wissen, dass der Fahrstuhl in einem Einkaufszentrum am noblen Nevski Prospekt euch nach oben zum Restaurant Chaika bringen wird. Die nächste Gemeinsamkeit mit ähnlichen Restaurants liegt darin, dass auch Chaika die letzte Etage einnimmt und damit einen angenehmen Blick über die Dächer der Stadt bietet.
Am Fahrstuhl vor dem unmittelbaren Eingang zum Restaurant begrüßt jedoch der erste Unterschied, kann man doch ein Erinnerungsfoto an einer Wand schießen, durch die man sein Gesicht durchsteckt und damit ein nostalgisches an die alten sowjetischen Bilder erinnerndes Foto erhält. Das gesamte Restaurant versucht nämlich diese nostalgische sowjetische Atmosphäre aufkommen zu lassen.
Meines Erachtens gelingt es jedoch eher schlecht. Die Kellner sind neutral modern angezogen, die Einrichtung könnte genauso in jedem anderen teuren Restaurant Sankt-Petersburgs stehen, lediglich die reichlichen Bilder an den Wänden geben die alten sowjetischen Plakate wieder. Jedoch sind auch das moderne Wiedergaben, keine Originale.
Auch die Karte bleibt bei weitem nicht konsequent. Es findet sich die eine oder andere russische Spezialität, die meisten Gerichte sind jedoch der europäischen Küche entliehen und haben mit der Sowjetunionnostalgie weder äußerlich noch geschmacklich etwas gemein.
Die Qualität der gereichten Speisen ist als durchschnittlich bis etwas überdurchschnittlich zu bezeichnen, dem hohen eigenen Anspruch wird diese durchaus gerecht. So war die Vorspeise Holodez von guter Konsistenz, frisch und nicht zu fettig. In diesem Zusammenhang sind besonders der Senf und der dazu gereichte Meerrettich positiv zu erwähnen. Diese waren fast schon interessanter und intensiver als die eigentliche gutgemachte Speise. Die Hauptspeise, ein gebratener Lachs war wohl temperiert, fein angerichtet und sehr wohlschmeckend.
Alles in allem ist das Restaurant Chaika sehr darum bemüht seinen Gästen nicht nur perfektes Essen, sondern auch eine richtige Atmosphäre zu servieren. Jedoch klaffen meiner Meinung nach die Atmosphäre und die Speisekarte zu weit auseinander. Die durch die Einrichtungsdetails geweckten Erwartungen werden durch die viel zu europäische Küche je gebremst. Hier hätte wesentlich konsequenter das Programm durchgezogen und die Speisekarte knallhart auf die alte Sowjetnostalgie eingeschränkt werden müssen.   
Mein Fazit – Chaika ist eher etwas für Touristen. Die Einheimischen werden durch den Nostalgieansatz bestenfalls einmal und nur kurz amüsiert, vergessen diesen aber auch sofort. Wer bereit ist für gute Küche einiges zu bezahlen, kann selbst seine Meinung über Chaika bilden. Andere ähnliche Restaurants bieten meiner Meinung nach mehr fürs gleiche Geld.  
Restaurant Chaika (Чайка - Место встречи), Grand Palace Boutique Gallery, letzte Etage,
Italyanskaya Ulitsa 15, St. Petersburg, Russland
www.grandp.ru/restaurant/chaika

Dienstag, 12. März 2013

Pirozhkovaya – die Backwunderwelt mitten im Zentrum


Auch dieser Beitrag betrifft eine Lokalität in Sankt-Petersburg, Russland. Auch hier kann man Kaffee trinken, aber nicht nur. Pirozhki (in Deutschland auch Pirogen genannt), also gebackene Teigtaschen mit süßer oder herzhafter Füllung sind hier nämlich zahl- und variantenreich vorhanden.
Fangen wir aber erst von vorne an. Die Lage der Pirozhkovaya an der Sankt-Petersburger Prachtpromenade Nevski Prospekt, lässt zunächst vermuten, hierbei handle es sich um eines der Toppreisrestaurants der Stadt. Dies ist jedoch weit gefehlt. Vielmehr lebt die Pirozhkovaya von ihrer demokratischen und nüchternen Atmosphäre, in der sich alle Schichten gut durchmischen. Und gut erreichbar ist die Pirozhkovaya allemal, liegt sie doch direkt hinter dem Eingang zu der Metro-Station.
Hat man nun die Pirozhkovaya betreten, öffnet sich einem eine eher nüchterne Atmosphäre, die jedoch durch hübsche Landschaftsfotos aufgelockert wird. Vor einem liegen nun drei Auslagen voller gebackenen Köstlichkeiten. An jede davon kann man sich anstellen, meist wird an allen drei gleichzeitig bedient. Und meistens ist auch an jeder der drei eine Menschentraube versammelt aus Wartenden und Bestellenden.
Gewisse Kenntnisse der russischen Sprache und / oder Küche sind vor der Bestellung empfehlenswert. Zwar sind fast alle Produkte gut sichtbar beschriftet und ausgepriesen, jedoch nur auf Russisch.
Empfehlenswert sind die großen Pirogen, die mit Früchten / Fleisch / Pilzen / Frischkäse oder allen anderen Variationen belegt sind und nach Gewicht verkauft werden. So kann jeder selbst der Verkäuferin die gewünschte Größe beim Schneiden zeigen und kann damit seine Kräfte gut zwischen verschiedenen Gerichten aufteilen.
Daneben gibt es auch Syrniki (Frischkäseküchlein, die man warm mit Creme Fraiche (Smetana) isst), Tschebureki (Blätterteigtaschen mit Fleischfüllung) und verschiedene Suppenvarianten. Zum Trinken kann man Mors empfehlen, es ist eine fruchtige und sehr gesunde Saftzubereitung aus Beeren, die leicht säuerlich schmeckt. Den Kaffee bekommt man auch, dieser schmeckt jedoch bestenfalls durchschnittlich.
Ein Geheimtipp noch – sind die Schlangen vor allen drei Auslagen zu lang (das kann besonders mittags schnell passieren), ist links um die Ecke noch eine etwas kleinere Auslage, die meist das gleiche Sortiment bietet, jedoch seltener voll wird.   
Besonders zu erwähnen ist im Übrigen der Service. Angesichts der verhältnismäßig sehr niedrigen Preise ist die Servicequalität und Freundlichkeit überdurchschnittlich gut. Man wird so freundlich und einladend bedient und hinter einem wird so schnell und unauffällig weggeräumt, das man nur noch staunen kann. Übrigens ist das auch bei sehr teuren Restaurants in Russland bei weitem keine Selbstverständlichkeit!
Mein Fazit – wer zentral, schnell, günstig und lecker sich an die typisch russischen Backwaren heranwagen möchte, wird in Pirozhkovaya bestens empfangen und bedient. Und mitnehmen kann man die Produkte auch alle. Dazu noch ein Schluck Mors und man hat auch etwas für die Gesundheit getan!
Pirozhkovaya (Пирожковая), Ulica Vosstaniya 1, Sankt-Petersburg, Russland
www.pirozhki.spb.ru