Und wieder komme ich zu meinem Lieblingsthema – guter Kaffee. Ich
werde noch sicherlich Unmengen an Beiträgen zu dem Thema schreiben können.
Jetzt geht es aber um die eine Frage – wo in Berlin bekomme ich meine Dosis des
perfekt zubereiteten Latte Macchiato?
Denn erst nach dem ersten Schluck einer solchen Köstlichkeit
habe ich so richtig das Gefühl wach zu sein. Und es macht mir überhaupt nichts
aus, dass sich dabei in einem Glas voller Milch ein kleiner Schluck Espresso verliert.
Er weckt mich auf!
Bisher hatte ich als zuverlässigen Dealer für diese
Köstlichkeit den Einstein-Coffee-Shop am Savignyplatz in Charlottenburg
auserkoren. Dortige Mitarbeiter konnte ich lange Zeit als echte „Barista“ bezeichnen,
die sowohl mit dem Espresso, als auch mit der Milch meisterhaft umgehen konnten.
Das blieb ganz offensichtlich nicht nur für mich nicht unentdeckt,
ist doch dieser Miniladen, eingequetscht zwischen zwei Schuhläden, immer zum
Bersten voll. Besonders im Sommer treffen sich auf seiner Terrasse Film- und
Theaterschaffende, Geschäftsleute und all die anderen, die noch ein Plätzchen
ergattern konnten.
Seit etwa einem Jahr leide ich aber. Nicht weil es zu wenig
Platz gibt. Oder weil ich wieder auf der Jagd nach lesenswertem Tagesspiegel
unterlegen bin. Ich leide, weil die Qualität und die Quantität nach einem
Wechsel der Mitarbeiter so schwanken, dass ich jedes Mal Russisch-Roulette
spiele, nicht wissend, was mich heute erwartet.
Heute war es mal wieder die Quantität, die
mich enttäuschte. Ich bestelle nämlich fast immer die kleinste Portion des
Latte Macchiato. Nicht weil ich die paar Cent mehr für die nächste Größe
einsparen will, sondern weil ich genau weiß, dass dies nicht mein letzter
Kaffee heute sein wird. Meine Absicht ist es, pro Tag nicht mehr als drei
Kaffee zu trinken.
Ach, wie schön war die Zeit, als ich früher ein volles Glas
Kaffee mit einer dünnen aber cremigen Schicht Schaum darauf bekam. Der Espresso
hat sich perfekt mit der Milch durchgemischt und die göttliche Flüssigkeit glitt
mit jedem Schluck sanften und perfekt ausbalancierten Wonne meinen Hals
herunter. Besonders nach dem ersten Schluck konnte ich mir nie ein wollüstiges,
wenn auch leises, Stöhnen verkneifen. Dieser erste Schluck machte mich
endgültig wach und zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht.
Heute war davon mal wieder wenig zu spüren. Wenn man nämlich
als Barista es zu eilig hat, kippt man die Milch zu schnell in das Glas und
dieses ist zur Hälfte nur mit Schaum statt der Milch gefüllt. Ist das schon
Betrug am Kunden oder nur Nachlässigkeit? Habe ich mein sauer verdientes Geld für
gaaaanz viel Schaum bezahlt, ohne diesen Wunsch je laut geäußert zu haben? Obendrein
war mein Kaffeeglas voller kleinen Kaffeekörnchen, die dort eigentlich nichts
verloren haben. So kann und darf ein Kaffee weder aussehen noch schmecken!
Und dennoch werde ich wohl diesem Cafe am Savignyplatz wieder (und immer wieder) eine Chance geben. So viele positive Erinnerungen, verbunden mit vergangenen Kaffeegenüssen, lassen sich nicht so schnell aus meiner Erinnerung vertreiben. Neigen wir nicht ohnehin alle dazu, uns nur an das Gute zu erinnern?
Meine Füße tragen mich wie von selbst wieder dorthin. Und eine inzwischen vorhandene große Anzahl an aktuellen Tagesspiegelausgaben lässt den Kaffee erträglicher erscheinen.